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Artikel vom 13.04.2015 | Heimkino->Serien
Zauberer. Magier, Mentalisten, Entfesslungskünstler - die mystischen Gaukler passen seit jeher zum Fernsehen und zur großen Leinwand. Ob Shows der großen Illusionisten, die Enttarnung von Zauberkunststücken durch magische Whistleblower oder tolle Spielfilme wie Die Unfassbaren, The Prestige oder The Illusionist - Magier und Co. begeistern auch das moderne Publikum. Ulrich Edel hat sich die Biographie des wohl berühmtesten Vertreter seiner Zunft vorgenommen und als aufwendigen TV-Zweiteiler verarbeitet: den vor allem für seine Entfesselungstricks weltberühmten 1926 verstorbenen Harry Houdini.
An Armen und Beinen gefesselt, kopfüber in einem Wassertank oder in schwindelerregender Höhe hängend – so wurde Harry Houdini Anfang des 20. Jahrhunderts weltberühmt. Doch der waghalsige Magier begeisterte nicht nur durch sensationelle Entfesselungskunststücke. Er kämpfte gegen den zu seiner Zeit populären Spiritismus und soll seine Fähigkeiten sogar als Spion eingesetzt haben.
Harry Houdini wurde im Jahr 1874 unter dem bürgerlichen Namen Erik Weisz in Budapest geboren. Als er vier Jahre alt war, siedelte die Familie in die USA nach Wisconsin über. Bereits mit 17 Jahren fasste er den Plan, eine Karriere als Zauberkünstler zu verfolgen, um sich und seiner Familie ein Leben in Wohlstand zu ermöglichen. In dieser Zeit lernte Weisz seine zukünftige Frau, die deutschstämmige Varietétänzerin Wilhelmine Beatrice Rahner kennen und lieben. In seinen Anfängen als Magier erlangte Weisz, der sich fortan Harry Houdini nannte (nach den Zauberkünstlern Harry Kellar und Jean Eugène Robert-Houdin) große Aufmerksamkeit mit seinen Entfesselungskünsten. Es war ein Leichtes für ihn, sich aus Ketten und Handschellen zu lösen, die er auch von echten Polizisten auf einer Polizeistation anlegen ließ. Der dadurch gewonnene Mehrwert an Glaubwürdigkeit verhalf ihm schnell zu weitreichender Prominenz.
Nach einigen missglückten Auftritten entdeckte Houdini die Zwangsjacke als Arbeitsutensil und ließ sich gefesselt und kopfüber an einem Wolkenkratzer aufhängen. Später realisierte er die aufwendige Show „Cheers up“ im New Yorker Hippodrom. Im Wasserbassin des Theatersaals konnte Houdini sich selbst entfesseln - seine Show wurde zum Spektakel für die New Yorker Unterhaltungsgesellschaft. Später führte er seine Entfesselungskünste unter Wasser besonders aufsehenerregend in der legendären „Chinesischen Wasserfolterzelle“ durch.
Weltweiten Ruhm erlangte Houdini schließlich mit seinem Meisterstück. Das Publikum von Zaubershows war und ist seit jeher ein misstrauisches. Doppelte Böden, Falltüren und Trickschlösser sind oft vermutete Hilfsmittel der Magier. Houdini war nicht gefeit von solchem Argwohn und wollte seinen Zuschauern deshalb etwas Unerklärliches bieten: Er ließ einen lebenden, zentnerschweren Elefanten mitten auf dem Times Square in New York vor den Augen des Publikums verschwinden - mit Erfolg!
Viele große Männer in der Geschichte der Menschheit haben eine grundlegende Gemeinsamkeit: Die ausufernde Liebe zu ihrer Mutter! Auch Harry Houdini bildet hier keine Ausnahme. Zwischen unzähligen tragischen Niederlagen in seinem Leben war es erst der Tod seiner geliebten Mutter im Jahr 1913, der Houdini aus der Bahn war. Er selbst machte sich große Vorwürfe und sagte alle weiteren Auftritte seiner Tournee ab. Er war fest davon überzeugt, dass seine Mutter ihm vor ihrem Ableben noch etwas hatte mitteilen wollen. Diese Vorstellung ließ ihn sein ganzes Leben nicht mehr los.
Houdini gilt als der größte Magier aller Zeiten, der es sich zu Lebzeiten zum Ziel gesetzt hatte, Spiritismus und Esoterik mit rationalen Mitteln zu enttarnen. Während einer Europatournee kooperierte Houdini mutmaßlich mit dem britischen Geheimdienst und war als Spion tätig. Neben seiner Zauberkunst und zahlreichen technischen Errungenschaften (Houdini ließ sich einige Dietriche sowie einen Taucheranzug patentieren), hinterließ Houdini aber noch ein weitreichenderes Erbe: Stellvertretend für zahllose Migranten gelang es dem großen Entfesselungskünstler, auch seine gesellschaftlichen Fesseln zu sprengen und so den Weg für eine tolerantere und aufgeklärtere Gesellschaft zu ebnen.
Doch selbst das Leben des größten Magiers aller Zeiten ist endlich: Im Jahr 1926 erlag Houdini einer Bauchfellentzündung, die juristisch zwar auf seine Mutproben als Fakir zurückgeführt wurde, medizinisch gesehen jedoch weniger abenteuerliche Ursachen hatte. Fakt ist, dass kaum ein anderer zur damaligen Zeit einen so großen Einfluss auf seine Gesellschaft ausübte wie Harry Houdini.
Nicht nur die magisch Faszinierten werden ihre helle Freude an Uli Edels Miniserie Houdini haben. Die aufwendig produzierte Lebensgeschichte des umtriebigen, ehrgeizigen aber auch disziplinierten Harry Houdini wird auch Freunde des historischen Films begeistern - sehr detailiert begegnen wir dem ausklingenden 19. und dem Beginn des 20. Jahrhundert. Kostüme, Requsiten, Bauten unterstützen gekonnt die Atmosphäre des unterhaltsamen TV-Zweiteilers. Adrien Brody überzeugt hier in der Titelrolle als Erik Weisz, der sich schon zu Beginn seiner unglaublichen Karriere den Künstlernamen (Der große) Harry Houdini gab. Das spannende, ja nahezu Drehbuch des Biopic verfasste interessanterweise Nicholas Meyer basierend auf der von seinem Vater verfassten Biografie „Houdini – A Mind in Chains“. Studiocanal veröffentlicht Houdini - Die komplette Serie noch vor der deutschen Free-TV-Premiere am 16. April 2015 auf DVD und Blu-ray. Sicherlich ist hier kein authentisches Bild des außergewöhnlichen Künstlers noch seiner Epoche entstanden, aber dafür ein unterhaltsames und edel produziertes TV-Abenteuer.
Houdini
Adrien Brody entfesselt Houdini
Zauberer. Magier, Mentalisten, Entfesslungskünstler - die mystischen Gaukler passen seit jeher zum Fernsehen und zur großen Leinwand. Ob Shows der großen Illusionisten, die Enttarnung von Zauberkunststücken durch magische Whistleblower oder tolle Spielfilme wie Die Unfassbaren, The Prestige oder The Illusionist - Magier und Co. begeistern auch das moderne Publikum. Ulrich Edel hat sich die Biographie des wohl berühmtesten Vertreter seiner Zunft vorgenommen und als aufwendigen TV-Zweiteiler verarbeitet: den vor allem für seine Entfesselungstricks weltberühmten 1926 verstorbenen Harry Houdini.
Serienfacts
Serienkurzbeschreibung
An Armen und Beinen gefesselt, kopfüber in einem Wassertank oder in schwindelerregender Höhe hängend – so wurde Harry Houdini Anfang des 20. Jahrhunderts weltberühmt. Doch der waghalsige Magier begeisterte nicht nur durch sensationelle Entfesselungskunststücke. Er kämpfte gegen den zu seiner Zeit populären Spiritismus und soll seine Fähigkeiten sogar als Spion eingesetzt haben.
Houdini: Stationen eines unglaublichen Lebens
Harry Houdini wurde im Jahr 1874 unter dem bürgerlichen Namen Erik Weisz in Budapest geboren. Als er vier Jahre alt war, siedelte die Familie in die USA nach Wisconsin über. Bereits mit 17 Jahren fasste er den Plan, eine Karriere als Zauberkünstler zu verfolgen, um sich und seiner Familie ein Leben in Wohlstand zu ermöglichen. In dieser Zeit lernte Weisz seine zukünftige Frau, die deutschstämmige Varietétänzerin Wilhelmine Beatrice Rahner kennen und lieben. In seinen Anfängen als Magier erlangte Weisz, der sich fortan Harry Houdini nannte (nach den Zauberkünstlern Harry Kellar und Jean Eugène Robert-Houdin) große Aufmerksamkeit mit seinen Entfesselungskünsten. Es war ein Leichtes für ihn, sich aus Ketten und Handschellen zu lösen, die er auch von echten Polizisten auf einer Polizeistation anlegen ließ. Der dadurch gewonnene Mehrwert an Glaubwürdigkeit verhalf ihm schnell zu weitreichender Prominenz.
Nach einigen missglückten Auftritten entdeckte Houdini die Zwangsjacke als Arbeitsutensil und ließ sich gefesselt und kopfüber an einem Wolkenkratzer aufhängen. Später realisierte er die aufwendige Show „Cheers up“ im New Yorker Hippodrom. Im Wasserbassin des Theatersaals konnte Houdini sich selbst entfesseln - seine Show wurde zum Spektakel für die New Yorker Unterhaltungsgesellschaft. Später führte er seine Entfesselungskünste unter Wasser besonders aufsehenerregend in der legendären „Chinesischen Wasserfolterzelle“ durch.
Weltweiten Ruhm erlangte Houdini schließlich mit seinem Meisterstück. Das Publikum von Zaubershows war und ist seit jeher ein misstrauisches. Doppelte Böden, Falltüren und Trickschlösser sind oft vermutete Hilfsmittel der Magier. Houdini war nicht gefeit von solchem Argwohn und wollte seinen Zuschauern deshalb etwas Unerklärliches bieten: Er ließ einen lebenden, zentnerschweren Elefanten mitten auf dem Times Square in New York vor den Augen des Publikums verschwinden - mit Erfolg!
Viele große Männer in der Geschichte der Menschheit haben eine grundlegende Gemeinsamkeit: Die ausufernde Liebe zu ihrer Mutter! Auch Harry Houdini bildet hier keine Ausnahme. Zwischen unzähligen tragischen Niederlagen in seinem Leben war es erst der Tod seiner geliebten Mutter im Jahr 1913, der Houdini aus der Bahn war. Er selbst machte sich große Vorwürfe und sagte alle weiteren Auftritte seiner Tournee ab. Er war fest davon überzeugt, dass seine Mutter ihm vor ihrem Ableben noch etwas hatte mitteilen wollen. Diese Vorstellung ließ ihn sein ganzes Leben nicht mehr los.
Houdini gilt als der größte Magier aller Zeiten, der es sich zu Lebzeiten zum Ziel gesetzt hatte, Spiritismus und Esoterik mit rationalen Mitteln zu enttarnen. Während einer Europatournee kooperierte Houdini mutmaßlich mit dem britischen Geheimdienst und war als Spion tätig. Neben seiner Zauberkunst und zahlreichen technischen Errungenschaften (Houdini ließ sich einige Dietriche sowie einen Taucheranzug patentieren), hinterließ Houdini aber noch ein weitreichenderes Erbe: Stellvertretend für zahllose Migranten gelang es dem großen Entfesselungskünstler, auch seine gesellschaftlichen Fesseln zu sprengen und so den Weg für eine tolerantere und aufgeklärtere Gesellschaft zu ebnen.
Doch selbst das Leben des größten Magiers aller Zeiten ist endlich: Im Jahr 1926 erlag Houdini einer Bauchfellentzündung, die juristisch zwar auf seine Mutproben als Fakir zurückgeführt wurde, medizinisch gesehen jedoch weniger abenteuerliche Ursachen hatte. Fakt ist, dass kaum ein anderer zur damaligen Zeit einen so großen Einfluss auf seine Gesellschaft ausübte wie Harry Houdini.
Das Onyourscreen.de-Fazit zu Houdini - Die Komplette Serie
Nicht nur die magisch Faszinierten werden ihre helle Freude an Uli Edels Miniserie Houdini haben. Die aufwendig produzierte Lebensgeschichte des umtriebigen, ehrgeizigen aber auch disziplinierten Harry Houdini wird auch Freunde des historischen Films begeistern - sehr detailiert begegnen wir dem ausklingenden 19. und dem Beginn des 20. Jahrhundert. Kostüme, Requsiten, Bauten unterstützen gekonnt die Atmosphäre des unterhaltsamen TV-Zweiteilers. Adrien Brody überzeugt hier in der Titelrolle als Erik Weisz, der sich schon zu Beginn seiner unglaublichen Karriere den Künstlernamen (Der große) Harry Houdini gab. Das spannende, ja nahezu Drehbuch des Biopic verfasste interessanterweise Nicholas Meyer basierend auf der von seinem Vater verfassten Biografie „Houdini – A Mind in Chains“. Studiocanal veröffentlicht Houdini - Die komplette Serie noch vor der deutschen Free-TV-Premiere am 16. April 2015 auf DVD und Blu-ray. Sicherlich ist hier kein authentisches Bild des außergewöhnlichen Künstlers noch seiner Epoche entstanden, aber dafür ein unterhaltsames und edel produziertes TV-Abenteuer.
© Text: onyourscreen.de / AS